Da ich eine sehr gläubige Gastmutter habe, bekomme ich sehr viele buddhistische Traditionen mit. Relativ häufig gehe ich mit ihr in einen naheliegenden Tempel um etwas Geld zu spenden und eine Art Gottesdienst mitzumachen oder um eine Art "Privataudienz" mit ein paar Mönchen zu machen. Manchmal werden vorher auf dem Markt irgendwelche noch lebendige Tiere (z.B. Schildkröten, Fische oder Schnecken) gekauft und dann an einem Gewässer am Tempel freigelassen, damit man eine gute Tat vollbracht hat.
Neben diesen regelmäßigen Tempelbesuchen kommen auch jeden Morgen 2-3 Mönche zu unserem Haus und sammeln Spenden, sagen ein Gebet in einem Sprechgesang auf und segnen die Familie und das Haus. Dieser tägliche Spendenlauf ist eine alte buddhistische Tradition und sie ziehen jeden Tag durch die ganze Stadt und sammeln von den Gläubigen Essen oder Geld ein. Bei uns kommen sie immer um etwa 6.20 Uhr vorbei und deshalb stehen alle bei mir (auch ich...) um 5.30 Uhr auf und bereiten das Essen vor.
Das Spenden ist wichtig um gutes Karma zu sammeln, das geht dann auf eine Art Konto fürs nächste Leben. Die anderen Leben im buddhistischen Lebenskreislauf werden als Erklärung für alles mögliche verwendet. Passiert einem irgendein Unglück dann ist das ein Resultat eines vorherigen Leben, in dem man nicht genug Karma gesammelt hat. Meine Gastmutter ist übrigens überzeugt davon, dass sie im nächsten Leben als Modedesignerin wiedergeboren wird... Ich dachte immer, dass das Endziel eines Buddhisten sei genau aus diesem Kreislauf auszubrechen und zu "erwachen", also zum Buddha zu werden und ins Nirvana überzutreten. Aber jeder mit dem ich darüber geredet habe, glaubt daran im nächsten Leben wieder ein Mensch zu sein. Wegen dieses Glaubens an weitere Leben hat der Tod auch einen ganz andere Bedeutung als in westlichen Kulturen. Hier trauert man nicht so stark um Verstorbene, denn sie leben ja irgendwie weiter. Beerdigungen sind auch große Feste, bei denen das Leben des Menschen gefeiert wird und man freut sich für ihn. Mir gefällt dieser Gedanke sehr, dass der Tod nichts endgültiges ist und es immer irgendwie weiter geht.
Wenn die Mönche versorgt sind, dann sind die Geister dran. Geister spielen eine wichtige Rolle in Thailand. Jede Familie hat ein kleines Geisterhäuschen oder (so wie meine Familie) gleich ein ganzes Zimmer das ganz allein für die Geister ist. Auch auf öffentlichen Plätzen, wie Bahnhöfen, Schulen oder Krankenhäusern findet an immer irgendwo ein Geisterhäuschen. Bei mir im Haus sind stehen auch mehrere kleine Regale mit kleinen Statuen und heiligen Bildern, die ebenfalls für die Geister sind. Alle Häuschen und Regale werden jeden Tag mit Essen & Trinken versorgt und natürlich werden auch etliche Räucherstäbchen angezündet. Besonders niedlich ist, dass auch immer das passende Besteck hinzugefügt wird (man kann ja auch nicht erwarten, dass ein Geist Wasser ohne Strohhalm trinken kann ;) ).
Etwas ungewöhnlich war ein Besuch von einem Haufen Mönche bei mir zuhause, die das Gardinengeschäft meiner Familie segnen sollten um ihn erfolgreicher zu machen. So kamen morgens 5 Mönche und sprachen gemeinsam ein langes Gebet, segneten dann ein paar Gardinen und bekamen dann etwas zu Essen. "Etwas zu Essen" bedeutet eine Auswahl von verschiedensten Gerichten für die schon 2 Tage zuvor mit der Vorbereitung angefangen wurde, es wären locker 15 Menschen davon satt geworden. Anschließend wurde noch ein Gebet gesprochen und dann gingen die Mönche wieder in ihren Tempel.
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| meine Gastfamilie :) |
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| tanzende Frauen bei einem Fest |
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| Spendenbäume mit Geldscheinen |
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| Mönche bei mir im Haus |
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| währenddessen in der Küche... |
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| ein Gebet |
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| Frühstück für die Mönche |
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| die Reste für die Gläubigen |
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| auch die Hunde werden versorgt :) |
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| ohhh !!! |
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| der Eingang eines Tempels |
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