Eines der größten Erlebnisse in Thailand, oder in meinem ganzen Leben, ereignete sich an unserem dritten Tag im Elefanten Camp.
Um alles verständlich zu erklären hier ein paar Hintergrundinformationen:
In Thailand ist momentan die heißeste Zeit im ganzen Jahr und den ganzen Tag knallt die Sonne mit Temperaturen bis zu 40°C auf das Land. Hinzu kommt, dass es seit Wochen nicht mehr richtig geregnet hat. Dementsprechend sind alle Wiesen und Wälder staubtrocken und leicht entzündlich. Die Bauern legen in den Bergen gezielt kleinere Brände, um das alte Laub zu verbrennen und um einen unkontrollierten Waldbrand zu verhindern. In der Zeit, die wir in Pai verbrachten, konnte man stets irgendwo brennende Bergspitzen erblicken. Der Anblick beunruhigte uns zwar zuerst, aber schnell wurde uns erklärt, dass von den Feuern keinerlei Gefahr ausginge. Meistens...
An dem besagten dritten Tag im Elefanten Camp wollten wir am Abend den Tag gemütlich mit einem Film ausklingen lassen. Es war schon dunkel, als plötzlich Thom erschien und uns mit dem Kommando "Save elephants !!" aus der Ruhe riss. Ohne wirklich zu wissen, was eigentlich los war, rannten wir zu unseren Zimmern, zogen schnell ein paar feste Schuhe an und sprangen auf den Pick-up. Mit großer Geschwindigkeit ging es auf nicht befestigten Wegen in die Berge hinter unserem Camp; zu den Bergen, wo unsere Elefanten übernachten. Schnell erkannten wir den Grund für den plötzlichen Einsatz: die eigentlich unbedenklichen, kleinen Feuer waren zu groß geworden und kamen in unsere Richtung. Die Elefanten konnten natürlich nicht in den Bergen bleiben und sollten so schnell wie möglich ins Camp gebracht werden. Gemeinsam mit einem Mahout ging es zuerst zu "Tadou". Die Elefanten sind zum schlafen an sehr langen Eisenketten an Bäumen befestigt. Dort wächst auch überall bis zu 3m hoher Bambus, den sie bei Hunger essen können. Leider beschränkt der Bambus die Sicht sehr stark. Als wir zu der Lichtung von Tadous Schlafplatz kamen, fanden wir den Platz verlassen vor. Elefanten sind nicht dumm, natürlich haben sie das sich nähernde Feuer gespürt und wurden panisch. Wenn ein Elefant sich losreißen will, dann schafft er es auch, da ist eine Eisenkette machtlos... Damit hatte sogar der Mahout nicht gerechnet. Das war das erste Mal, dass wir bei ihm die Anspannung und Ernsthaftigkeit sehen konnten. Auch "Pompäm" riss sich von ihrer Kette los und verschwand, bevor jemand zu ins Camp bringen konnte. Einzig "Ot" war trotz des Feuers an ihrem Platz geblieben. Wahrscheinlich war sie einfach zu faul und wartete lieber, dass sie jemand abholt. ;) Aber ihr stand die Angst ins Gesicht geschrieben und sie weinte sogar. Ja, Elefanten können auch weinen... Sie wurde dann zurück ins Camp gebrachte und andere suchten die beiden entlaufenden Tiere. Da ein riesiger Elefant unübersehbare Spuren hinterlässt, waren die verängstigten Elefantendamen relativ schnell wiedergefunden.
Wir 6 Deutschen blieben nicht die ganze Zeit zusammen. Für mich und drei andere ging es mit Thom wieder auf den Pick-up und wir fuhren noch weiter den Berg hinauf und tiefer in den Wald hinein. Irgendwann erreichten wir die Feuerfront und von dort an mussten wir laufen. Thom rannte nur mit einer Machete bewaffnet immer weiter in den Wald. Wie will sie mit einer Machete einen ganzen Waldbrand bändigen ?? Ahnungslos folgten wir ihr. Der Anblick des Feuers war wortwörtlich atemberaubend! Das Feuer war glücklicherweise nicht sehr hoch, dennoch war es einfach überall und breitete sich weiter aus. Für uns alle war es das erste Mal ein solches Feuer selbst zu sehen und zu spüren. Die abstrahlende Hitze war extrem. Unsere Augen tränten, wegen der Hitze, des grellen Lichtes und des beißenden Rauches. Unsere Lungen füllten sich mit Rauch. Und unsere Körper waren vollgepumpt mit Adrenalin. So verbrachten wir fast 2 Stunden im brennenden Wald. Thom hackte für jeden von uns einen langen, dicken Ast ab. Mit ihnen sollten wir immer wieder auf das Feuer einschlagen, bis es erstickt. Ich habe mich selten so machtlos gefühlt, wie in diesen Moment. Nur mit einem Stock in der Hand vor einem Waldbrand zu stehen machte mir zum ersten Mal bewusst, wie mächtig Feuer sein kann. Mit etwas Anstrengung gelang es uns kleinere Brandherde zu ersticken, aber sehr wirkungsvoll war das Ergebnis nicht. Viel wichtiger war es, eine Gasse entlang der Feuerfront zu erschaffen. Die Gasse sollte das Feuer stoppen und die Möglichkeit verhindern, weiter ins Tal zu kommen. Nach einer Weile kamen auch diejenigen, die die Elefanten gesucht haben, zu uns und mit vereinten Kräften kämpften wir gegen das Feuer. Als ein langer Weg von allen trockenen Blättern befreit worden war und eine ausreichend breite Gasse entstand, konnten von dort aus kleine Gegenfeuer gelegt werden. Der Wind war auf unserer Seite und lenkte die kleinen Feuer in Richtung Front. Dadurch konnte das Feuer gebändigt werden. Obwohl noch viele Flächen brannten, ging keine Gefahr mehr von dem Brand aus. Spät in der Nacht kehrten wir in unser Camp zurück. Wir waren mit Ruß bedeckt, erschöpft und müde, aber gleichzeitig waren wir auch stolz und um eine tolle Erfahrung reicher !! Keiner von uns wird diese Nacht im brennenden Wald jemals wieder vergessen !
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an diesem Punkt verließen wir den Pick-up und liefen
direkt an die Feuerfront |