Donnerstag, 30. Januar 2014

Pfadfinder Camp


In Thailand hat der Pfandfinderkult eine große Bedeutung und ist ein fester Bestandteil des Curriculums. An jeder Schule gibt es einen bestimmten Tag an dem die Schüler nicht in der normalen Schuluniform zur Schule kommen, sondern eine Pfadfinderuniform tragen(die Lehrer haben für diesen Tag auch eine Lehrer-Pfadfinder-Uniform). An meiner Schule ist dies jeden Mittwoch und dann haben die Schüler nur einen halben Tag normalen Unterricht und den Rest des Tages gibt es „Unterricht“ zum Thema Pfadfinder. Pfadfinder sind die Schüler ab der 1. Klasse und hört nach der 9. Klasse auf. Die Mädchen haben an meiner Schule die Wahl zwischen dem normalen Pfadfinderdienst und einem Dienst bei dem Kochen und Hausarbeit im Mittelpunkt steht; alle Jungs sind automatisch Pfadfinder.

Einmal pro Jahr veranstaltet jede Schule ein Pfadfinder-Camp über meist 2 Tage mit einer Übernachtung. Dieses Camp war an meiner Schule letzten Donnerstag und Freitag. Der Unterricht fiel (mal wieder) aus und die Oberstufe (10.-12. Klasse) hatte komplett frei. Die Pfadfinder machten tagsüber eine lange Wanderung und die Schülerinnen von dem „Mädchen-Dienst“ kochten verschiedene traditionelle Gerichte und gingen in einen Tempel in der Nähe um das gesamte Tempelgelände zu putzen. Zwischendurch wurden auch verschiedene Spiele gespielt oder Lieder gesungen. Übernachtet haben nur die „echten“ Pfadfinder in der Schule. Die Jungs in Zelten auf dem Sportplatz und die Mädchen in der Versammlungshalle. Am Abend war es noch sehr witzig und es gab viel Musik und einige Lehrer hatten eine Aufführung vorbereitet.
Die Mädchen des anderen Dienstes
Pfadfinderjungs

trotz der Uniform erkennt man die Ladyboys sofort
Pfadfindermädchen


die Lehrer sorgen für gute Stimmung

ein bisschen Kohle ins Gesicht :D

die Pfadfinder aus dem 4. Stock

immer in Reih und Glied...

blind quer übers Schulgelände

Die Schüler sind wandern - es bleiben nur
Stöcke zurück...

kochen auf dem Schulhof
 

Mittwoch, 29. Januar 2014

BOOM


Letzten Freitag kam es zu einem Wendepunkt meiner Ansicht über meine Schule, meine Stadt und generell über Thailand.
Ich fang mal von Anfang an: Am Freitagnachmittag hörte ich ein gewaltiges Krachen. Ich war zu Hause und ging raus um zu sehen, woher es kam. Ich wohne direkt am Busbahnhof von Prakhonchai und jeden Freitag ist dort ein großer Markt und demnach sind auch viele Menschen unterwegs. Als ich aus meinem Haus trat, kamen mir genau diese Menschen panisch, schreiend entgegen und kurz darauf gab es 2 weitere Explosionen etwa 100m von mir entfernt. Die nächsten Minuten waren total chaotisch und konnte das Geschehen von meine Balkon vor meinem Zimmer aus betrachten. Eine große Staubwolke hing in der Luft; ein paar Menschen lagen am Boden; Polizisten liefen wild hin und her; weinende Schulkinder warteten verängstigt auf ihre Busse; der Verkehr stand still. Nach einer Weile normalisierte sich die Situation und der alle gingen wieder ihre gewohnten Wege. Ich wusste noch immer nicht, was eigentlich los sei.
Meine Gastmutter erklärte mir, dass es in Prakhonchai einen großen Konflikt zwischen 2 Gangs gibt. Die eine Gruppe besteht hauptsächlich aus Schülern meiner Schule und die andere aus Schülern der Muangtalungpittasan School (eine andere Highschool in Prakhonchai). Die drei Explosionen stammten von selbstgebastelten Bomben von ein paar Schülern der anderen Schule. Die ganze Aktion war ein Rachezug für eine Schlägerei einen Tag vorher.

 Diese Information überforderte mich völlig. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich überhaupt nichts von diesen rivalisierenden Gangs und schon gar nicht, dass sie so gewalttätig sind. Zum Glück gab es bei diesem Bombenanschlag nur Verletzte, aber in der Vergangenheit kam es auch schon zu Toten, wegen des Konfliktes. Meine Vorgängerin erzählte mir, dass es während ihres Freiwilligenjahres zu einer großen Schlägerei kam, bei der die Polizei eingriff und mehrere Menschen erschoss. Letztes Jahr gab es eine Messerstecherei und ein paar Schüler meiner Schule töteten einen Jungen der anderen Schule. Diese Schüler kamen nicht ins Gefängnis, weil sie noch unter 18 waren und gehen nun in den 12. Jahrgang. Ich lebe hier nun schon ein halbes Jahr und habe noch nichts von diesem Konflikt vorher gehört. Vielleicht war ich einfach zu naiv, um es vorher zu merken. Ich dachte immer, das schlimmste, dass meine Schüler machen sei, dass sie ab und zu heimlich auf den Toiletten rauchen und nicht, dass Mörder unter ihnen sind. 
Das Traurigste an der ganzen Sache ist, dass es niemanden interessiert. Niemand spricht den Konflikt an oder versucht ihn zu beendigen. Ich wollte mehr über diese Gangs wissen und sprach auch mit einigen Schülern aus der Oberstufe. Sie wunderten sich sehr, dass ich überhaupt nachfragte, denn normalerweise interessiert sich nie ein Lehrer für diese „dunkle Seite“  der Schüler. Ich hatte ein langes, interessantes Gespräch und sie erzählten mir von ihren Freunden in den Gangs, den vielen Kämpfen und wie die Gangs ihr alltägliches Leben prägen. Da sind noch so viele Dinge mehr, über die man mit ihnen reden könnte und ich merkte, dass die Schüler es auch gerne wollen, aber keiner hört ihnen zu.
Das ganze Leben an einer thailändischen Schule ist rein prüfungsorientiert und die Schüler werden wenig auf das „wahre“ Leben vorbereitet. An deutschen Schulen gibt es etliche Präventionsveranstaltungen zu Themen wie Drogen, Alkoholkonsum, Verhütung, sicherer Umgang im Internet oder Gewalt. Genau solche Veranstaltungen fehlen in Thailand völlig. Die Schulen werden wie eine Firma geführt und es geht hauptsächlich um Geld, schließlich sind alle weiterführenden Schulen kostenpflichtig. Es geht immer nur um Prestige und nur die wenigsten Lehrer interessieren sich für das Privatleben der Kinder.  Die Schüler sind leider kaum mehr als eine nur Nummer. 

Ausflug mit der Gastfamilie

Der Onkel von meiner Gastmutter ist ein Mönch in der Provinz Saraburi, etwas nördlich von Bangkok. Im Moment ist er im Krankenhaus und da beschloss meine Familie in dort zu besuchen. Wir mieteten uns einen Van mit Fahrer und fuhren an einem Samstag frühmorgens los, weil die Fahrt um die 6 Stunden dauert. Nach nur  knapp einer halben Stunde Aufenthalt im Krankenhaus machten wir uns schon wieder auf den Weg nach Hause.

Wir fuhren aber nicht einfach nur zurück, sondern klapperten sämtliche Attraktionen auf der Strecke zwischen Saraburi und Prakhonchai ab. Das hieß also: halbe Stunde fahren – irgendwo Fotos machen –  halbe Stunde fahren – irgendwo etwas Essen – halbe Stunde fahren -  wieder Fotos machen – halbe Stunde fahren – etwas essen – halbe Stunde fahren…….   So verbrachten wir den gesamten Tag bis wir spätabends wieder heimkehrten.

Die schönsten Stopps waren der Namtok Chet Saonoi Nationalpark in Saraburi und der Virhan Luang Phor Toh in der Provinz Nakhon Ratschasima. Ein Virhan ist kein richtiger Tempel sondern eine Gedenkstätte für einen besonderen (in der Regel bereits verstorbenen) Mönch. Dieser Virhan ist noch immer in Bau und wird erst in einigen Jahren vollständig sein, aber schon jetzt ist er eine große Attraktion.
was man nicht alles finden kann... :)
ein sehr "interessant" dekoriertes Restaurant

Im Nationalpark

Mini-Wasserfall

einfach nur schön !!


Mittagessen in Loburi

Virhan Luang Phor Toh
der Mönch Phor Toh

ein weiterer Tempel mit einem
Sonnenblumenfeld

 

Silvester in Bangkok

In der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember kam ich in Bangkok an. Tagsüber fuhren wir auf die Khao San-Road und kauften allerhand Souvenirs. "Kaufen" in Thailand impliziert immer, dass man vorher den Preis möglichst weit runterhandeln muss. Besonders im überteuerten Bangkok finde ich es auf die Dauer extrem nervig, das man sich fast nichts einfach aussuchen und bezahlen kann, sondern sich immer auf ein langes Gespräch mit dem Verkäufer einlassen muss, bis man das erwünschte Produkt zu einem normalen Preis bekommt. Auch Tuk-Tuks oder Taxis bekommt man nicht ohne zu verhandeln. (Die meisten Taxis haben zwar ein Taximeter eingebaut, aber entweder es ist kaputt, oder der Fahrer weigert sich es zu benutzen...).  Nach der Shoppingtour aßen wir noch in einem indischen Restaurant und fuhren am Abend ins Hotel. Die anderen waren schon ein paar Tage länger in Bangkok in einem anderen Hotel, aber für die Silvesternacht haben wir uns eine Suite in einem sehr schickem Hotel gegönnt. Es war das Prince Palace Hotel. Dieses Hotel ist mit Abstand das Edelste, dass ich in meinem Leben gesehen habe. Alles war bis auf das kleinste Detail perfekt arrangiert, die Flure waren so hoch und so breit wie ganze Säle und die Hotelmitarbeiter trugen alle traditionelle thailändische Kleidung. Unsere Suite besaß 3 Schlafzimmer und war im 16. Stock, natürlich mit einem beeindruckendem Ausblick über diese Millionenmetropole.
 Das Hotel veranstaltete eine Silvesterparty auf einer großzügigen Terrasse und kurz vor 12 gingen wir auch dorthin. Der Countdown war atemberaubend. Ein anderer Wolkenkratzen ließ über einen riesigen Bildschirm die letzten Sekunden von 2013 einblenden und um 00.00 Uhr war der Moment einfach perfekt! Es gab ein lautes, euphorisches Aufschreien und man sah überall Raketen in den Himmel aufsteigen.
 Nach nur wenigen Stunden Entspannung (in einem äußerst bequemen Hotelbett) machte ich mich am Morgen des 1. Januars auf dem Weg zum Busbahnhof, denn ich musste ab dem 2. Januar wieder in der Schule stehen.
Khao San Road
ein Flur im Hotel
Blick aus unserem Fenster
:)
Blick von der Terrasse nach unten

schon in den Morgenstunden war die Stadt
wieder in eine Smogwolke eingehüllt
 

Dienstag, 14. Januar 2014

Rayong & Koh Chang

Ich hatte über Neujahr 5 freie Tage, die ich auch vollkommen ausgenutzt habe. Am Abend des 27. Dezember bin ich nach Bangkok gefahren und im Morgengrauen weiter nach Rayong. Ich war bereits im September einmal in Rayong und habe Karla besucht. Dieses Mal hatte sie leider keine Zeit, aber ich nutzte meine Chance uns fuhr trotzdem dort hin - und zwar ganz alleine.
Seitdem ich in Thailand bin war ich noch nie zuvor wirklich alleine gewesen. Ich war immer mit meiner Gastfamilie oder mit Freunden zusammen, eigentlich alles gut, doch irgendwie fehlte es mir einmal nur für mich zu sein. Dies war die perfekte Gelegenheit dies nachzuholen, denn ich kannte die Stadt bereits, aber niemand in der Stadt kannte mich und ich musste mir keinerlei Sorgen machen, dass mich irgendwer erkennt. Ich kam frühmorgens in Rayong an und suchte mir ein Hotel in der Innenstadt. Ich blieb Samstag und Sonntag dort und genoss meine ungewohnte Freiheit und fuhr an den Strand und schlenderte über verschiedene Märkte. Ich kaufte mir auch als ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk an mich selbst ein neues Handy. :)
Mein Hotel war nicht sehr hochwertig, aber für mich war es trotzdem etwas besonderes, denn ich bin mittlerweile ganz andere Standards gewohnt. ;) Ich konnte seit langem Mal wieder eine warme Dusche genießen (ich habe bei meiner Gastfamilie nur kaltes Wasser und eine richtige Dusche habe ich auch nicht) und außerdem konnte ich mit dem Fernseher die Deutsche Welle empfangen. Es lief gerade eine Dokumentation über die schönsten Wanderwege im Harz, und ich saß begeistert auf meinem Hotelbett und freute mich tierisch darüber die deutsche Sprache zu hören. :D (Rückblickend muss ich zugeben, dass diese Begeisterung über einen mittelmäßige bis sehr langweiligen Bericht doch etwas übertrieben war und nur eine Folge meiner 6 monatigen Abstinenz des deutschen Fernsehens war :D )

Am Montagmorgen setzte ich mich spontan in einen Van zur Insel Koh Chang. Die Insel liegt im Osten von Thailand, nicht weit entfernt von der Grenze zu Kambodscha. Sie ist einer der beliebtesten Touristenziele und gerade jetzt im Winter ist die Hochsaison der Urlaubsreisen nach Thailand. Ich besuchte dort 2 weitere Deutsche von meiner AFS-Gruppe. Nach 3 Stunden fahrt kam ich auf der Insel an. Koh Chang ist sehr bergig und ich brauchte auf der Insel weitere 40 Minuten in einem Songtheaw um zum richtigen Hotel zu gelangen. Die Insel ist zurecht so beliebt bei Urlaubern ! Es ist wirklich wunderschön dort, aber auch sehr, sehr teuer. Gemeinsam verbrachten wir ein paar nette Stunden am Strand, inklusive einer guten Thai-Massage :).  Da ich am 31. Dezember mich mit anderen Deutschen in Bangkok verabredet habe, bin ich Abends mit der letzten Fähre zurück auf das Festland gefahren und bin Nachts nach Bangkok gefahren.

Insgesamt war ich nur etwa 7 Stunden auf Koh Chang und bin dafür 3 Stunden lang von Rayong aus gefahren und nachts weitere 6 Stunden um nach Bangkok... Ja, der Trip war vielleicht ein bisschen unpraktisch, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt !:D
Fischerboote in Rayong

Koh Chang aus der Ferne
Franzi & ich :)


Hotelgelände auf Koh Chang


ohh.... :)


im Songtheaw über die Insel



Montag, 13. Januar 2014

สวัสดีปีใหน่

สวัสดีปีใหน่ = sawasdi bi mai = frohes neues Jahr !!
 
 
Erst einmal wünsche ich allen ein frohes neues Jahr. Nach buddhistischer Zeitrechnung ist nun übrigens das Jahr 2557. Der Kalender ist dem unseren 543 Jahre voraus und beginnt mit dem Todesjahr des ersten "Erleuchteten", also dem ersten Buddha, Siddhartha Gautama.
 
 
Ich musste ab dem 2. Januar wieder arbeiten, aber der erste Tag wurde mir von einigen Schülern versüßt. Ich kam ins Lehrerzimmer und auf meinem Tisch lagen einige kleine Kärtchen mit Neujahresgrüßen. Gemacht wurden sie von Schülern aus meinem Deutsch-Club und besonders gefreut habe ich mich, weil sie sogar versucht haben etwas auf Deutsch zu schreiben. :)
Eigentlich hatten wir dieses Jahr erst 3 normale Schultage, alles andere ist ausgefallen. Zum einen sind gerade wieder Midterm-Exams und dort fällt der Unterricht für die Schule aus. Außerdem kamen mal wieder irgendwelche wichtigen Besucher um sich die Schule anzusehen und da gab es natürlich auch kein Unterricht. Diese Woche sieht auch nicht viel besser aus: Montag und Dienstag sind noch die letzten Tests für die Oberstufe, Mittwoch einen Tag lang Unterricht nach Plan (!), Donnerstag ist landesweit der Lehrertag und dort haben die Schüler frei und die Lehrer machen irgendwelche besonderen Aktivitäten mit den Lehrern von anderen Schulen in meiner Stadt und Freitag kommen mal wieder wichtige Menschen aus Bangkok und der Unterricht fällt teilweise aus. Also kurz: Ich habe sehr viel freie Zeit... ;)